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Vom heiligen Nikolaus und seinem Begleiter

Er gilt als der beliebteste und bekannteste Heilige im Kirchenjahr. Aus Legenden lässt sich sein Leben rekonstruieren:

Geb. um 270 n. Chr. Im griechischen Patras wird Nikolaus Bischof von Myra. Nach der Teilnahme am Konzil von Nicäa (325) soll er an den Folgen von früheren Martern gestorben sein. Kaum ein Heiliger wie der Nikolaus ist für so viele Menschengruppen und Anliegen zuständig: Patron von Kindern, Schüler, Chorknaben, Pilger usw. Er wird angefleht für eine glückliche Heirat, Befreiung von Gefangenen, wiedererlangen gestohlener Dinge, Wassergefahren, Seenot und Diebe. Der heilige Nikolaus ist auch einer der 14 Nothelfer.

Schon im Spätmittelalter trat der Nikolaus als Gabenbringer auf. Ab dem 17.Jhdt. fragte der heilige Nikolaus beim Besuch der Familien schon nach Gebeten und Verhalten. Die Begleiter waren der Krampus mit Kette und Rute, und der Knecht mit den Gaben für die Kinder, je nachdem, in welchem Landstrich die beiden auftauchten. In unserer Zeit besuchen der gute heilige Nikolaus und sein Begleiter die Familien und Kinder am 5. und 6. Dezember mit dem Krampus als Abbild des Schlechten. Es geht beim Besuch der Gestalten darum, dass je nach Alter und Befinden der Kinder einfühlsam umgegangen wird, gut gesprochen, gelobt und auch gerügt wird, die Kinder beschenkt werden und grundsätzlich das Gute die Oberhand behält.

Der Krampus ( was ist der Unterschied zwischen Percht und Krampus )

Perchten und Krampusse (1) wie man sie zur Winterszeit im bayerisch-österreichischen Alpenraum in vielerlei Ausprägungen sehen und erleben kann, sind dort allgemein bekannt und (ungeachtet bzw. vielleicht gerade wegen ihres schrecklichen Aussehens) höchst 'beliebt'; andererseits haben sie die Fachleute zur gelinden Verzweiflung getrieben. Denn: „Perchten-Glaube und Perchten-Brauch sind die bekanntesten Mittwinterbräuche Salzburgs und gehören zu den schwierigsten und vielfältigsten Kapiteln der Volkskultur in Österreich." (2) Jeder und jede, den man auf der Straße dazu befragt, ist mehr oder minder fest davon überzeugt, daß diese Bräuche und ihre Figuren weit ins Mittelalter und darüber hinaus in 'mythisch'-heidnische Vorzeit zurückreichen; schon im Titel von Publikationen zu diesem Thema taucht das Wort „Mythos" bzw. „Mystik" auf (vergleiche auch das anschließende Literaturverzeichnis!), und noch öfters erscheint es in den Abhandlungen selbst.

Das Wort „Percht" ist in Österreich, Bayern und unmittelbar angrenzenden Landschaften verbreitet, und zwar insbesondere in den Alpengebieten. (4) Es erscheint im Singular und im Plural, als Einzelwort (Simplex) und in zahlreichen Komposita, also Wortzusammensetzungen (z.B.: Dreikönigspercht, Schiachpercht, Schönpercht, Schnabelpercht, Perchtlfrau); mehr oder minder sinngleiche Bezeichnungen sind Stampa (Niederösterreich), Luzia (Burgenland), Pudelfrau (Oststeiermark, Burgenland), Hexe, Rauhweib, Baba (Kärnten, Slowenien). Bezeichnet werden damit Masken-Figuren ganz unterschiedlichen Aussehens, das von fast feierlicher Schönheit („Schönperchten") bis zu grotesker Fratzenhaftigkeit („Schiachperchten") reicht. Sie erscheinen einzeln und in verschieden großen Gruppen, und zwar im Umkreis von drei bestimmten Winterabenden und -nächten, den sog. „rauhen Nächten": in der Nacht vor Nikolaus (6.Dezember), zu Wintersonnwend (22.Dezember) und vor Dreikönig (6.Januar). „Percht" meint ursprünglich eine weibliche Gestalt (Frau Percht, Domina Perchta), verkörpert wird sie bzw. ihre Gruppe aber ausschließlich von Männern, zumeist von jungen Burschen. Mit der Etymologie des Namens „Bercht(a)/Percht(a)" hat man sich seit dem frühen 18.Jahrhundert (6) beschäftigt: Er wurde einerseits mit dem bereits erwähnten althochdeutschen Wort „peraht/ beraht" in Verbindung gebracht; demgemäß würde er also entweder die Leuchtende, Strahlende meinen - oder aber die 'Frau der Perchtnacht'. Andererseits wurde der Name gelegentlich aber auch von dem althochdeutschen Verb „pergan" (bergen, verbergen, im Sinne von: schützen, aufbewahren) abgeleitet, und zwar bezogen auf den Maskenträger. Wirkliche Einigkeit besteht bis heute nicht, doch neigt man am ehesten der Erklärung „Percht" = die Leuchtende zu.

In jüngster Zeit kann man beobachten, daß die Grenzen zwischen den Bezeichnungen „Percht" und „Krampus" zumindest im Salzburgischen, und zwar für den Nikolaus-Termin, fließend geworden sind: Nikolaus wird zwar nach wie vor von (zumeist mehreren) Krampussen begleitet, die aber völlig das Aussehen von Schiachperchten (=häßlichen Perchten) haben. Und das nächtliche Treiben der Perchten am und vor dem Nikolaus-Tag, mit und vor allem auch ohne den die Belohnungen und Strafen bringenden Bischof, heißt in den Dörfern südlich von Salzburg (und auch in der Stadt selbst, wo es eher eine Neuheit ist) „Krampus-Treiben".

Hier haben, wie auch anderswo, Perchten und Krampusse in jüngster Vergangenheit, etwa seit Mitte der Siebziger Jahre, eine veritable Renaissance erfahren. Die Fachleute sind sich dabei bis heute nicht einig, ob es sich hier um die Wiederbelebung früherer, tatsächlich alter Bräuche handelt - oder um einen modernen Folklorismus, wo „auf der Suche nach Geschichte" eine „Selbstfindung im Mythos" (um Formulierungen aus einem Aufsatztitel von Hans Schubladen aufzugreifen) angestrebt wird, unter 'Ausbeutung' der Geschichte und der Tradition.

Das „Krampus-Treiben" konzentriert sich auf die Tage vor und um Nikolaus. Die Krampusse entsprechen hier im Aussehen den Schiachperchten, und sie treten in größeren oder kleineren Gruppen sowohl als Begleiter des Heiligen als auch alleine auf. Die Burschen, welche die Krampusse verkörpern, haben sich ihre jeweilige 'Ausrüstung' zumeist selbst besorgt und hergestellt: furchterregende Holzmasken, stark bemalt und stets mit eindrucksvollen Hörnern versehen; ein zottiges Fellgewand, mit großen und schweren Schellen; und dazu, zu weiteren Einschüchterung des Publikums, etwas zum Zuschlagen (Pferdeschwanz, Rute). Die gesamte Ausrüstung ist viele Kilogramm schwer, und das Laufen als Krampus ist eine beträchtliche Anstrengung, die viel Kraft und Ausdauer verlangt.

(U.M.)

ein Text von Felix und Ulrich Müller
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